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Mechthild Motsch von Freydorf, Freiburg 1967
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Mechthild Motsch von Freydorf an Ihrem 90. Geburtstag |
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1906 |
geb.
am 25. Juli in Waldshut am Rhein als Tochter der Malerin Clara
Johanna Ris und des Juristen Eugen Karl Albert von Freydorf |
1927 |
Abitur in Karlsruhe |
1927 - 32 |
Studium an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe
(bei Scholz, Dillinger, Gehri, Schnarrenberger, Würtenberger und Bender) |
1932 - 34 |
Künstlerische Lehrtätigkeit in Karlsruhe, Soest und Staßfurt |
1934 |
Heirat mit Richard Motsch, Umzug nach Lübeck |
1935 |
Geburt Berthild |
1937 |
Geburt Richard, Umzug nach Freiburg |
1938 |
Geburt Eckart |
1940 |
Evakuierung nach Bernau |
seit 1943 |
Kriegswitwe und Alleinerziehende |
ab 1956 |
Wiederaufnahme
der künstlerischen Tätigkeit |
Mechthild Motsch von Freydorf war Mitglied im Berufsverband Bildender
Künstler, (BBK) und bei der Vereiinigung der
Künstlerinnen und Kunstfreunde Freiburg (GEDOK)
Sie absolvierte Kunstreisen
und Studienaufenthalte in Holland, der Provence, Griechenland, Schweiz,
Italien, Spanien, Tunesien, Ägypten und Kalifornien
Ihre Bilder
befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen;
u.a. Amtsgericht Lörrach, und verschiedenen städtischen Institutionen in Freiburg
div. Ausstellungen
in Freiburg i. Br. ( Augustiner Museum, Schwarzes Kloster),
Hamburg (Kunsthaus), Berlin (Charlottenburger Schloss) und Salzburg
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Mechthild Motsch von Freydorf
Überblick über mein Leben
(1)
Mechthild Motsch, geborene von Freydorf
geboren in Waldshut am 26. Juli 1906
mein Leben teilt sich ein in Abschnitte, die jeder
neu für sich angegangen werden mussten:
1. Kindheit
2. Berufsausbildung
3. Ehe
4. Witwe mit Kindern
5. Wiederaufnahme der Malerei
6. Kinder aus dem Haus: Alleinsein
durch Malerei Anschluß an Gedok. Ausstellungen,
dauerhafte Freundschaften mit Damen, Reisen nach
Holland, Rhodos, Rumänien, Jugoslawien, Spanien,
Portugal, Schweiz, dreimal Californien bei Brigitte Kelley
mit Marie Frey
7. Besuche bei verheirateten Kindern
Lernen "Alleinsein" - nachholen, was man früher
nicht konnte: Lesen - Vorträge - Fernsehen
8. Alter: mit dem "Achtzigsten" bin ich eine alte
Frau, gehe aber noch schwimmen, spazieren, ordne
meine Bilder, lerne Gedichte zur Gedächtnis-
übung, was ich früher nie tat. Aber ich brings
noch fertig und habe, trotzdem es mir schwer
fällt, Freude daran, wenn´s dann endlich sitzt.
Alles Traurige in meinem Leben ist nicht erwähnt,
obwohl es einschneidend war:
Tod des Vaters 1914 gefallen
Tod des Bruders Berthold 1935 abgestürzt
Tod des Mannes Richard 1943 gefallen
Tod meiner Mutter 1946
Tod meiner Schwiegermutter 1956
Alzheimersche Krankheit meiner Schwester Hanna, die
längere Zeit bei mir im Haushalt lebt.
Tante Helma (Cousine meines Vaters) bis zu ihrem Tod
im Landeskrankenhaus in Emmendingen, entmündigt we-
gen Geisteskrankheit.
Sorge um Johanna Motsch, Schwägerin, die nach meh-
reren Schlaganfällen völlig gelähmt ist.
Alle Freunde werden alt, manche hilfsbedürftig. Wir
treffen und besuchen uns noch, wenn´s geht. Das Te-
lefon ist eine gute Einrichtung!
Das waren 82 Jahre auf dieser Welt!
(Freiburg 1988)
Mechthild Motsch von Freydorf
Überblick über mein Leben (Oktober 1988)
(2)
Spät erblüht mein Verstand: Freunde an dem Inhalt
schöner Gedichte. Eben las ich von Droste-Hülshoff
das Gedicht "Im Moose". Daran anschließend träumte
ich vor mich hin und überblickte mein Leben.
Mein Leben war schön und erfüllt und entsprechend
meinen Anlagen und Kräften habe ich es zu meistern
versucht.
"Als Kind war ich von Geschwistern umgeben, ließ mich durch ihre Fantasien und Spiele leiten; mit acht Jahren
verloren wir den Vater im Krieg. Wir konnten es lange nicht fassen.
Meine Mutter schlug sich durch schwere Kriegs-und Nachkriegszeiten mit den sechs Kindern durch. Wir lernten
Entbehrung, Hunger und andere Nöte kennen. Aber auch viel
selbstgemachte Freude und trotz allem schöne Erinnerungen an
Wanderungen, Spiele und Schwimmen im Waldshuter noch strömenden
Rhein. Später Faltboot selbst gebaut von den Brüdern, Touren
mit Zelt.
Mit 13 Jahren kam ich nach Salem und verbrachte in schöner
Landschaft schöne, aber auch problematische fünf Jahre im
Internat unter Kurt Hahn. Ein Lebensabschnitt für sich. In den
beiden letzten Jahren bereitete ich mich in Karlsruhe auf das
Abitur vor und bestand die Prüfung 1927 unter Direktor von
Sallwürk, dem ich viel verdanke.
...
Die schönsten Jahre meines Lebens waren die fünf Jahre auf
der Kunstschule in Karlsruhe, in denen ich mich den Anforderungen
gewachsen fühlte, nette Freundschaften hatte, Anerkennung fand und
mit dem Bestehen der staatlichen Prüfung bestätigt bekam,
daß ich´s mit den anderen aufnehmen kann.
Das Unterrichten, der Umgang mit Kindern hauptsächlich, machte mir
Freude, da ich mich auch da in der Lage sah, den Mutwilligkeiten der
Schüler zu begegnen und auch bei diesen Anerkennung fand.
Der
innere Wunsch begleitete mich immer, auch selbst Kinder zu haben. Also
Heirat. Das Leben voll kennenlernen, Erinnerung an die schöne
Kinderzeit
mit Geschwistern. Mit Richard Motsch trat der in mein Leben, dem ich in
allem vertrauen und dem ich mich hingeben konnte. So war nach seinem
Wunsch die Hochzeit 1934 für mich etwas überstürzt, da
ich mich noch nicht genug ins selbständige Leben bewegt hatte. Ich
war immer behütet von Mutter, Geschwistern und Freundin Walli
Barck, die vor mir heiratete und mit der ich diese Probleme besprechen
konnte. Meine Mutter wünschte mir ein freies, der Kunst gewidmetes
Leben, auf das sie durch Heirat verzichtet hatte. Einmal fragte sie
kurz vor der Hochzeit: "Mechthild, willst Du wirklich heiraten?" Ein
Blick in ihr Inneres. Sie hatte auf ihre Kunstausübung verzichtet.
Das war damals so. Sie war eine sehr begabte Malerin, die uns viel in
dieser Richtung mitgab, Kunstgeschichte abends unterrichtete mit
Freunden, uns als kleine Kinder in die Galerie führte bei
Regenwetter, sechs Kapuzenkinder in der Gemäldegalerie hinter sich
her. Wir fanden das sehr schön! Nach meinem Abitur fragte mich
meine Mutter: "Was würdest Du am liebsten werden?" Ich antwortete
kühn: "Malen lernen". Darin war ich sicher. - Nachdem meine Kinder
halbwüchsig waren und ich wußte, daß sie später
außer Haus gingen, fing ich in den 50er Jahren wieder mit der
Malerei, modern, bei Anselment an und fand darin Bestätigung.
(Freiburg 1988)
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